Markstein für Klimaschutz
Nachhaltigkeit 25.09.2020 2 Min.

Markstein für den Klimaschutz.

In ihrem Programm ChargeForward verknüpft die BMW Group intelligentes Laden mit einer vorausschauenden  Steuerung der Netze. Elektrofahrzeuge könnten damit sogar bis zu 30 Prozent nachhaltiger fahren als heute schon.

Wer clever ist, kauft dann ein, wenn die Lager in den Warenhäusern voll sind und Nachschub schon unterwegs ist. Dann sind viele Produkte in der Regel günstiger und der Verkäufer gewinnt Platz für weitere Erzeugnisse. Aber wenn das für Waren gilt, warum gilt das dann nicht auch für Energie? Auch hier wäre es sinnvoll, Strom möglichst dann in den „Einkaufswagen“ zu legen, wenn er im Übermaß vorhanden ist. Dann ist er meist günstig und die Stromnetze können neue Energie aufnehmen. Im Zeitalter des Ökostroms ist das sogar besonders nachhaltig. Denn Photovoltaikanlagen und Windkraftwerke produzieren ihren Strom nicht kontinuierlich, sondern nur bei entsprechenden Wetterbedingungen. Die Folge: Es kommt mitunter zu einem Übermaß oder einer Unterversorgung an Ökoenergie: Erstes blockiert die weitere Ökostromproduktion und Zweites zwingt Stromversorger, auf Energieträger zurückzugreifen, die nicht nachhaltig sind. Es wäre also geschickt, das Ladeverhalten von Elektrofahrzeugen dem Angebot und der Nachfrage nach Ökostrom anzupassen.

Wie aber sollen Fahrerinnen und Fahrer wissen, wann wo gerade mehr oder zu wenig erneuerbare Energie erzeugt wird? Denn nur dann können sie ihr „Tanken“ so timen, dass das Fahrzeug möglichst dann geladen wird, wenn beispielsweise ein Übermaß an erneuerbaren Energien erzeugt wird.

Geht es nach der Philosophie der BMW Group, kann dafür künftig ein vollautomatischer, App-gesteuerter Service genutzt werden. Neben speziellen Forschungsprojekten testet die BMW Group in der San Francisco Bay Area dafür sein Programm „ChargeForward“, das die BMW Ingenieure in Kooperation mit dem kalifornischen Versorgungsunternehmen Pacific Gas & Electric (PG&E) entwickelt haben. Es ist das größte Projekt seiner Art weltweit.

Nun ist die wichtige Phase II zum Feintuning des Angebots mit Erfolg abgeschlossen und ein detaillierter Report zu den Maßnahmen und Auswirkungen liegt vor. „Wir haben gezeigt, dass Elektrofahrzeuge nicht nur als Energiespeicher, sondern auch als Flexibilitätsreserve einen wichtigen Beitrag leisten“, betont Adam Langton, der bei der BMW Group das Projekt verantwortet.

Für die Testphase hatten 400 Fahrerinnen und Fahrer in einer „ChargeForward“-App regelmäßig hinterlegt, wann sie ihren BMW i3 oder ihren BMW Plug-in Hybrid das nächste Mal fahren wollen. Kam es nun in der Zeit, in der das Elektrofahrzeug an der Ladestation steht, beispielsweise zu einer hohen Auslastung des Stromnetzes, weil zu viele Verbraucher gleichzeitig große Mengen an Energie benötigten, schickte der Netzbetreiber ein Signal an die neuartige „BMW i Charge Forward Ladesteuerung“ des Fahrzeugs. Über eine von der BMW Group betriebene Softwarelösung wurde der Ladevorgang daraufhin unterbrochen. Er wird erst dann wieder automatisch fortgesetzt, wenn keine Überlastung droht und möglichst auch die Sonne scheint, also besonders viel erneuerbare Energie vorhanden ist. Die Folge: Die Fahrzeuge fahren mit mehr Solarstrom, der Stromverbrauch wird intelligent verteilt und das Netz damit stabilisiert und es an sonnigen Tagen wird „Platz“ frei für weiteren Ökostrom. Übrigens: Natürlich können die Nutzerinnen und Nutzer von ChargeForward das intelligente und möglicherweise zeitverschobene Laden jederzeit mit nur einen Touch auf den Button ihrer App unterbrechen. Ihr Fahrzeug wird dann sofort und so schnell wie möglich geladen.

„ChargeForward vereint zwei Schlüsseltechnologien im Kampf gegen den Klimawandel: Das Nutzen von Elektrofahrzeugen und die Versorgung mit erneuerbaren Energien“, betont Langton. Wichtig ist das auch deshalb, weil sich die Kapazitäten der Fahrzeugbatterien in Zukunft weiter erweitern werden und damit eine größere Ladeflexibilität ermöglichen. Aber die Erfolge des ChargeForward-Tests sind schon heute aufsehenerregend:

Dank des neuen Services mit seiner intelligenten Anpassung der Ladezeiten könnten Elektrofahrzeuge die Treibhausgasemissionen um zusätzlich 32 Prozent reduzieren. Grund dafür ist vor allem, dass sie zusätzliche 1.200 kWh erneuerbare Energie pro Fahrzeug und Jahr aufnehmen können und nicht auf konventionell erzeugten Strom angewiesen sind. Umgerechnet entspricht das bis zu 8.000 zusätzlich CO2-neutral gefahrener Kilometer. Und auch der Vorteil für die Fahrerinnen und Fahrer selbst ist eklatant: Sie konnten durch netzstabilisierendes „Tanken“ mit ihren ChargeForward-Fahrzeugen jährlich durchschnittlich 325 US-Dollar an Stromkosten sparen.

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