Max Flückinger
Nachhaltigkeit 4 Min.
“Restaurieren ist sehr nachhaltig.”

In der Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beleuchtet die BMW Group, welchen nachhaltigen Beitrag unterschiedlichste Menschen im Unternehmen leisten – und was sie dazu motiviert. Heute: Max Flückiger.

Nachhaltigkeit hat bei der BMW Group viele Facetten, denn unter diesem Begriff bringen wir Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft in Einklang. Um diesen hohen Anspruch realisieren zu können, braucht es engagierte Mitarbeitende. Alle können einen Beitrag dazu leisten, die BMW Group nachhaltig zu machen.

Wer sind all die Kolleginnen und Kollegen, die in ihrem Arbeitsalltag  Nachhaltigkeit realisieren? Was treibt sie an, überall im Unternehmen konkret anzupacken? In ihrer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ stellt die BMW Group jene Mitarbeitende vor, die Tag für Tag ihren Beitrag zur breit gefächerten und verantwortungsvollen Weiterentwicklung unseres Unternehmens leisten.

In dieser Ausgabe unserer Serie verrät Max Flückiger, Restaurateur bei BMW Group Classic, was die Restaurierung von alten BMW Rennwagen mit nachhaltigen Handeln zu tu hat.

Max Flückiger

Max Flückiger, wann waren Sie das erste Mal als Mechaniker an der Rennstrecke?

Max Flückiger: Das war 1974, ich muss 16 oder 17 gewesen sein und hatte gerade meine Lehre beendet. Wir haben Reifen gewechselt, die Bremsen gewartet, den klassischen Boxenstopp gemacht. Es musste immer extrem schnell gehen. Trotzdem war es mir schon damals sehr wichtig, genau hinzusehen. Ich habe das Auto auf der Strecke beobachtet und die Fahrer gefragt, was sie am Fahrverhalten bemerken. Daraus konnte ich dann meistens ableiten, wo es hakt. Anfangs war ich in England, 1998 kam der Wechsel zu BMW. Bis 2006 war ich an der Rennstrecke und bei BMW vor allem für die Motoren und auch den Austausch der Motoren zuständig. Wir haben dabei alle sehr eng zusammengearbeitet, fast familiär – wir waren ein starkes Team aus Fahrern, Ingenieuren und Mechanikern. Und ich war immer sehr stolz darauf, mein Unternehmen an der Strecke zu vertreten. Nach dieser Zeit habe ich hauptsächlich in der Werkstatt gearbeitet, wir haben ständig neue Entwicklungen getestet und enorm viel ausprobiert. Mit jedem neuen Motor kam wieder etwas dazu, vieles finden wir bis heute in den Fahrzeugen. Es gibt so viele Beispiele für große technische Fortschritte, die aus dem Motorsport kommen, die für Rennen entwickelt wurden und bis heute in den Serienfahrzeugen zum Einsatz zu kommen – bis hin zu Efficient Dynamics. Es war einfach eine tolle Zeit. Wir hatten unglaublich viel Erfolg. Aber Ende 2009 war Schluss.

Wie war das für Sie?

Flückiger: Ich habe versucht, nicht darüber nachzudenken. Den Motorsport selbst gab es ja noch und ich habe ohnehin nicht mehr an der Strecke gearbeitet. Für mich und meine Kollegen stand daher die Frage im Vordergrund: Wo geht’s hin? Das Unternehmen hat mir den Wechsel in die BMW Group Classic angeboten. Das war eine sehr schöne Lösung für mich, eine glückliche Fügung. Ich habe einfach einen Zeitsprung gemacht. In der Classic war ich von Anfang an für die Motorsportfahrzeuge zuständig, vom Vorkriegswagen, dem BMW 328, bis zu den neueren Fahrzeugen. Die Arbeit erfordert viel Liebe und Genauigkeit. Unseren Brabham BT-52 zum Beispiel habe ich bis auf die letzte Schraube auseinandergenommen. Er ist der einzige Brabham, der ausschließlich aus Originalteilen besteht und wirklich noch fahren kann. Der Brabham war übrigens das erste WM-Auto mit Turboantrieb. Wieder so ein Beispiel: Erst war die Technik im Motorsport, später kam sie ganz normal auf die Straße. Die Fahrzeuge sehen einfach perfekt aus, aber auch, wie aus einer anderen Welt.

Max Flückiger

Was fasziniert Sie daran und worum geht es Ihnen, wenn Sie restaurieren?

Flückiger: Die Restauration ist sehr aufwändig, es ist ja reine Handarbeit. Aber die Technik dieser alten Motorsportfahrzeuge ist so fantastisch, dass es machbar ist. Von außen sieht man am Ende leider nicht, wie viel Arbeit darin steckt. Für mich ist diese Arbeit sehr nachhaltig. Es geht mir darum, ein Fahrzeug so zu restaurieren, dass ich die Originalteile, soweit es irgendwie möglich ist, wiederverwende. Ich reinige sie und setze sie instand. So erhalten wir die Fahrzeuge für die Nachwelt, wir erhalten die Werte und die Erinnerung. Dafür kann ich mich bis heute begeistern, außerdem fasziniert mich die Technik, die Mechanik.

Stichwort Faszination: Wenn Sie heute ein Autorennen sehen, was hat sich für Sie verändert?

Flückiger: Früher hatten wir beim Rennen Motoren, die ganz besonders laut waren. Heute hört man nicht mehr viel – eigentlich ist das für mich kein Motorsport mehr. Es braucht den Motorenlärm und den Geruch nach verbranntem Gummi. Das gehört einfach dazu. Trotzdem wird meine Begeisterung, meine Leidenschaft für den Motorsport wohl nie aufhören. Wenn man da einmal drinnen ist, so nah dran, das ist einfach fantastisch. Gleichzeitig war und ist das Thema Motorsport immer schon ein bisschen heikel, es steht ja oft in der Kritik. Heute fällt mir vor allem auf, wie wenig Sicherheit die Rennfahrzeuge den Fahrern damals geboten haben. Viele Fahrer heute würden sich nicht mehr trauen, in so ein Auto zu steigen. Man könnte es auch nicht mehr verantworten. Nicht umsonst gab es viele sehr schwere Unfälle. Seltsam war nur, dass niemand darüber geredet hat. Alle haben weitergemacht, als wäre nichts gewesen. Es war eine ganz eigene Mentalität.

Max Flückinger

Der Grund war also eine Einstellung und, wie Sie sagen, dass es so selbstverständlich war. Was lehrt uns denn die Motorsportgeschichte? Was waren die Gründe für die wirklich großen Erfolge?

Flückiger: Es war selbstverständlich weiterzumachen. Und wir hatten alle diese Leidenschaft für Job und Motorsport. Einen ganz starken inneren Antrieb. Das war sicher auch ein Grund für unseren Erfolg. Mindestens so wichtig war aus meiner Sicht aber, dass wir wahnsinnig viel ausprobiert haben. Wir haben ständig etwas Neues getestet und die Motoren so oft getauscht, wie es uns sinnvoll erschien. Der Erfolg kam über den Mut, die Dinge einfach zu tun – das können wir bis heute daraus lernen.

Ende 2022 werden Sie nach fast 50 Arbeitsjahren in Rente gehen. Ist es dann gut?

Flückiger: Ja, dann habe ich endlich Zeit für mich privat Autos zu restaurieren (lacht). Es werden auch weiterhin Motorsportautos sein, das ist einfach meine Leidenschaft. Und ich glaube, für den Kopf und die Hände ist es gut, wenn ich weitermache. Aber als das Personalbüro das erste Mal angerufen hat, war es schon seltsam, fast ein Schock. Man fühlt sich ja nicht so alt. Und von einer Wochenarbeitszeit mit 40 Stunden auf null zu gehen, das wird eine harte Veränderung. Aber ich versuche jetzt schon ganz aktiv, mein Wissen weiterzugeben, damit möglichst viel davon erhalten bleibt. Ich dokumentiere meine Arbeit an den Fahrzeugen sehr genau, viel mehr als das, was beruflich gefordert ist. Ich will diese Werte ja erhalten.

Auch in den kommenden Portraits aus unserer Nachhaltigkeits-Serie „WIRkung“ beschreiben engagierte Kolleginnen und Kollegen ihre Motivation und erklären, welchen Beitrag sie zum Thema Nachhaltigkeit innerhalb der BMW Group leisten. 

„WIRkung - Wir machen die BMW Group nachhaltig.“
#meinBeitrag. #mymotivation.

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