Vollelektrischer LKW
Nachhaltigkeit 4 Min.
Nachhaltigere Logistik bei der BMW Group.

CO2-Reduzierung und Ressourcenschonung treiben die Vision. 
Ein LKW, mit grünem Wasserstoff betrieben, an Bord Bauteile in ultraleichten Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, unterwegs auf optimalen Transportwegen – CO2-Emissionen gegen Null. Das ist ein Zukunftsbild der Logistik bei der BMW Group: nachhaltig durch Innovationen. 

Die BMW Group hat ein Etappenziel klar formuliert: Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette eines Fahrzeugs, von der Ressource bis zum Recycling, um 40 Prozent gesenkt werden, Ausgangsbasis ist das Jahr 2019. Dieses ehrgeizige Ziel erfordert es, den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs unter die Lupe zu nehmen und Potenziale zur Emissionseinsparung zu identifizieren. Die Logistik hat eine bedeutende Rolle innerhalb der Wertschöpfungskette eines Fahrzeugs. Sie verbindet alle am Liefer- und Produktionsprozess beteiligten Akteure nahtlos und passgenau über eine Vielzahl von Transportwegen. Auf diesen Wegen werden CO2-Emissionen verursacht, sowohl auf dem Werksgelände (Intralogistik) als auch zur Versorgung der Werke mit Teilen und beim Abtransport der fertigen Fahrzeuge zur weltweiten Distribution (vor- und nachgelagerte Transportlogistik). Karl-Friedrich Koch, verantwortlich für die gesamte Logistikplanung bei der BMW Group: „Die Logistik ist durchaus ein relevanter Stellhebel, um den ökologischen Fußabdruck der BMW Group zu verkleinern, auch bei einer Betrachtung über den gesamte Lebenszyklus der Fahrzeuge“. 

Technologische Innovationen für emissionsreduzierte Antriebsarten und ressourcenschonende Verpackungen für den weltweiten Logistikeinsatz sind gefragt.  Die BMW Group hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Aktivitäten in diesen Bereichen angeschoben. Forschungs- und Pilotprojekte, Kooperationen mit Dienstleistern im Partnernetzwerk und der Grundsatz eines technologieoffenen Denkens sind Teil dieser Bestrebungen. Übergreifend ist „BMW iFACTORY. LEAN. GREEN. DIGITAL.“ das strategische Zielbild des weltweiten Produktionsnetzwerks und damit auch der Logistik. Flexibilität, Effizienz, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in allen Prozessen sind maßgebend.

Ein LKW an einer Wasserstoff-Tankstelle

Effizient und innovativ: Die Transportlogistik

„So kurze Entfernungen zwischen Lieferant und Produktionswerk wie möglich sowie die regionale Verfügbarkeit alternativer Antriebstechnologien und Energieträger sind wichtige Entscheidungskriterien bei der Gestaltung von nachhaltigen Logistikkonzepten – immer unter Berücksichtigung von den grundsätzlichen Logistikanforderungen: Das richtige Produkte in der richtigen Qualität zu den richtigen Kosten zur richtigen Zeit in der richtigen Menge an den richtigen Ort zu liefern“, sagt Karl Volker Blume, Leiter für Materialsteuerung, Transport und Versorgungssicherheit.

Lokalität spielt eine große Rolle. Neben lokaler Materialbeschaffung („Local Sourcing“) gilt auch das Credo „Produktion folgt dem Markt“: Der Produktionsstandort ist optimalerweise möglichst dort, wo das fertiggestellte Fahrzeug auch seinen Kunden findet.  Längere Transportfahrten in der Werks- und Marktversorgung erfolgen, wo möglich, über den Schienenverkehr und Überseetransporte auf dem Seeweg. Transporte mit Lastkraftwagen bleiben für den Landverkehr auch zukünftig relevant. Auf kurzen Strecken innerhalb von Werkstoren, oder wenn nahe beieinander gelegene Werke anzusteuern sind, fährt bereits heute ein (noch geringerer) Teil der eingesetzten Lastkraftwagen mit nachhaltigen Antrieben, unter anderem rein elektrisch.  Das geschieht bereits vereinzelt so in den Werken München, Landshut, Dingolfing, Spartanburg in den USA und Shenyang in China. Darüber hinaus wird sowohl bei Straßentransporten als auch in der Seefracht Biokraftstoff der zweiten Generation pilotiert. Dieser Kraftstoff besteht aus Rest- und Abfallstoffen und steht damit nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelindustrie.

Eugen Schantini, Leiter der weltweiten Fahrzeugdistribution, betont: „Bei dem Transport von Fertigfahrzeugen setzen wir auf den Einsatz der effizientesten Transportart mit bestmöglichem Auslastungsgrad sowie CO2-emissionsreduzierende Technologien – und dies über alle Verkehrsträger. So gestalten wir die Transformation des Logistiksektors gemeinsam mit unseren Transportdienstleistern.“

Wasserstoffbetriebener Gabelstapler

Grüner Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft

Transportwege werden auch in Zukunft unvermeidbar sein.  So ist es eine zentrale Aufgabe, innovative, umweltverträgliche Antriebsarten auf langen Strecken einzusetzen. Dabei verfolgt die BMW Group einen technologieoffenen Ansatz. Großes Potenzial wird in Wasserstoff als Treibstoff gesehen, die BMW Group ist an intensiven Forschungsarbeiten beteiligt. Wasserstoff ist unter anderem aufgrund kurzer Betankungszeiten, hoher Einsatzflexibilität sowie attraktiver Reichweiten ein vielversprechender Energieträger. Zu priorisieren ist grüner Wasserstoff, der aus erneuerbaren Energien hergestellt wird. Das Werk Leipzig nimmt hier eine Vorreiterrolle ein, zwei Forschungsprojekte werden dort verfolgt. Nachhaltigkeit ist in der Werksstruktur verwurzelt und bereits bei der Planung des Werks berücksichtigt. 

Bei dem europäischen Forschungsprojekt „H2Haul“ ist die Entwicklung und Pilotierung von elektrischen Brennstoffzellen-Lastkraftwagen das Ziel. Der deutsche Projektumfang umfasst den Einsatz von zwei Brennstoffzellen-Lastkraftwagen, die für BMW Group Transporte zwischen dem Werk Leipzig und Nürnberg eingesetzt werden sollen. Beim zweiten Forschungsprojekt, „HyCET“, treibt die BMW Group als Konsortialführer die Entwicklung und Erprobung von Lastkraftwagen mit Wasserstoffverbrennungsmotor voran, mit dem Ziel, ihr Potenzial innerhalb der Transportlogistik aufzuzeigen. Im Kontext von HyCET geht es neben der Technologieentwicklung auch um die erforderliche Infrastruktur wie öffentlich zugängliche Wasserstofftankstellen.  

Wasserstoff: In der Intralogistik im Werk Leipzig bereits Standard 

In der Werkslogistik spielt Wasserstoff insbesondere im Werk Leipzig längst eine größere Rolle. Das Werk besitzt mit über 130 Flurförderfahrzeugen, die mit Brennstoffzellen betrieben werden, die größte Flotte in Deutschland. Schon 2013 wurde die erste Indoor-Wasserstoff-Tankstelle Deutschlands auf dem Leipziger Werksgelände errichtet. Gabelstapler und Routenzüge für die Intralogistik können dort betankt werden. Zudem befinden sich fünf Wasserstofftankstellen auf dem Werksgelände, die jüngste wurde gerade in Betrieb genommen und ermöglicht erstmals voll automatisierte Tankvorgänge.

Volumensparende Leichtbau-Verpackungen

Nachhaltig und leicht: Die Verpackungslogistik

Zu effizienter Transportlogistik gehört eine ausgeklügelte Verpackungslogistik. Gewicht, Volumen und Material spielen eine zentrale Rolle bei der Ressourceneinsparung. Effizientes Recycling, die Reduzierung von Einwegverpackungen, der Einsatz innovativer Verpackungsmaterialien und die Verwendung volumensparender Leichtbau-Verpackungen sind Faktoren, die diese Zahlen senken können. Die Group arbeitet hier eng mit dem Lieferantennetzwerk zusammen und kann die Effekte einzelner Initiativen über einen CO2-Rechner verfolgen. Ein Entscheidungskriterium bei der Wahl der Behälterlieferanten ist - in Abstimmung mit dem Materialeinkauf - die Verfügbarkeit alternativer Energieträger.

Eine Hand greift in Rezyklat

Das kann Rezyklat 

Mit verstärktem Recycling zur Verminderung von Ressourceneinsatz trägt die Verpackungslogistik zur Umsetzung des strategischen Zielbildes der BMW iFACTORY bei und setzt die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft bestmöglich um - zunächst in den europäischen Werken. Das ist erfolgreich: Die Rezyklatquote, der Einsatz wiederverwerteter Kunststoffe, wurde bei Neuvergaben für Mehrwegverpackungen in der Logistik im Jahr 2022 von etwa 20 auf über 35 Prozent gesteigert. Erfolgversprechend ist vor allem die Verwendung von Rezyklat bei sogenannten EPP-Verpackungen. EPP steht für Expandierendes Polypropylen und eignet sich als formbares und anpassungsfähiges Verpackungsmaterial insbesondere für Bauteile mit empfindlichen Oberflächen. Derzeit liegt der Rezyklatanteil bei neu entwickelten EPP-Verpackungen bereits bei 25 Prozent und spart fast 280 Tonnen CO2  im Jahr ein. Der Sekundäranteil bei Verpackungen soll weiter ausgebaut werden, erste Pilotversuche mit Verpackungen, die zu 100 Prozent aus Rezyklat bestehen, laufen bereits. Als noch wirkungsvoller hat sich die Verwendung neuer Großladungsträger erwiesen. Statt Gitterboxen aus Stahl werden ab 2023 zusammenklappbare Behälter aus Kunststoff mit einem Rezyklat-Anteil von über 90 Prozent verwendet. 15.000 dieser neuartigen Behälter, die im leeren Zustand, zusammengeklappt, Volumen sparen, ermöglichen eine CO2-Reduzierung von etwa 3.000 Tonnen im Jahr. Seit 2023 verzichtet die BMW Group darüber hinaus auf Transportfolien für Fahrzeuge. Diese signifikante Einsparung von Kunststoffmüll in der eigenen Produktion und bei den Handelspartnern führt zu einer weiteren Reduktion von CO2 Emissionen in Höhe von rund 1.400 Tonnen pro Jahr. 

Verpackungslogistik eröffnet ein ganzes Spektrum an Zukunftsfeldern. So steckt im Einsatz biobasierter Materialien noch viel Forschungsarbeit, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das langfristige Ziel der Verpackungslogistik heißt, komplett auf alternative, ressourcenschonende Rohstoffe (z.B.: nachwachsende Materialien) umzusteigen. 

Förderanlage

Logistik: Kreislaufwirtschaft macht Transformation nötig 

Das Fazit von Karl-Friedrich Koch: „In der Logistik mit ihren Schwerpunkten Transport-, Verpackungs- und Intralogistik steckt großes Potenzial, einen relevanten Beitrag zu den angestrebten Nachhaltigkeitszielen der BMW Group zu leisten. CO2-neutrale und emissionsarme Antriebe der Verkehrsträger, ressourcenschonende Verpackungsmaterialien, nachhaltige und resiliente globale Lieferantenketten („local for local“) und effizient organisierte Transportwege sind die Stellhebel.“ 

Das in allen Unternehmensbereichen der BMW Group verankerte Prinzip der Nachhaltigkeit hat auch innerhalb der Logistik eine grundlegende Transformation in Gang gesetzt. Künftig wird die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft eine treibende Kraft in diesem Veränderungsprozess sein. Altfahrzeuge werden künftig noch viel stärker als Quelle für hochwertige Sekundärrohstoffe gelten, die auf komplexen Wegen in den Rohstoffkreislauf zurückzuführen sind. Es sind Herausforderungen, die nicht nur neue Infrastrukturen erfordern, sondern vor allem Mut zu Innovationen und auf manchen Gebieten auch Pioniergeist.

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