BMW an Ladestation
E-Mobilität 5 Min.
Volle Ladung.

Aus Sicht des Kunden sind Tanken und Laden gleichermaßen schlichte Notwendigkeiten, um ein Fahrzeug betreiben zu können. Sie bieten für den Hersteller auf den ersten Blick kein Differenzierungspotential vom Wettbewerb. So wie der Tankschlauch in die Öffnung passen muss, erwartet der Kunde, dass der Stecker in die Dose passt. Die Herausforderungen beim Aufbau und dem Betrieb von Ladeinfrastruktur liegen im Detail. 

Für den Kunden spielt das verständlicherweise keine Rolle. Aus seiner Sicht gibt es zwei unterschiedliche Anforderungen, die bedient werden müssen: der regelmäßige Betrieb des Fahrzeugs im Alltag, z.B. als Berufspendler und das unregelmäßige Fahren auf längeren, überregionalen Strecken. Diese Bedürfnisse zu erfüllen, gepaart mit einer flächendeckenden Verfügbarkeit und einem harmonisierten technischen Standard, ist die Herausforderung, vor der die BMW Group steht. Die Produkte dazu heißen: BMW Charging und MINI Charging. Insgesamt finden die Kunden über diese Services bereits rund 450.000 Ladepunkte weltweit. Doch welche Strategie steckt hinter den unterschiedlichen Ladetechnologien, und wie sind sie regional verteilt? Das fragt sich zwar kein Nutzer explizit, aber in der täglichen Nutzungsanforderung zeigt sich sehr schnell, ob das Angebot integriert und kundenfreundlich ist oder nicht.

bmw beim laden
bmw parkt auf der strasse

Diese Kunden-Usecases sind relevant: Zuhause Laden, am Arbeitsplatz Laden, Öffentliches Laden.

Der häufigste Anwendungsfall ist sicherlich das Laden zuhause, denn dort steht das Fahrzeug regelmäßig und über längere Zeit, z.B. über Nacht. Genau dort den verlässlichen Zugang zu einer Lademöglichkeit zu haben, ist also wichtig. Dabei ist es im Zweifel nicht grundsätzlich entscheidend, ob jemand eine Wallbox am privaten Parkplatz installieren kann, obwohl dies zweifelsohne die komfortabelste Lösung ist. Für das Laden zuhause können die Kunden von der Installation, über unterschiedliche Wallboxen bis hin zur Abrechnung des Stroms für ihr Dienstauto bzw. die Integration in ihr Home-Energy-Management wählen. 

Gerade in gewachsenen europäischen Städten mit einer hohen Dichte an Einwohnern haben viele Pkw-Besitzer aber keinen eigenen Parkplatz und damit auch keine Möglichkeit einer privaten Ladelösung. Die Annahme der BMW Group ist, dass dies in dicht besiedelten Innenstädten auf bis zu 75 % der Pkw-Besitzer zutrifft. Damit Elektromobilität auch für diese Menschen eine wirkliche Alternative sein kann, setzt sich die BMW Group in zahlreichen Städten im Rahmen von Projekten und Konsortien dafür ein, den Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur für Laternenparker voranzutreiben. Denn sonst bleibt - beim besten Produktangebot - Elektromobilität für diese Menschen ein großer Kompromiss. In eigenen Untersuchungen hat die BMW Group herausgefunden, dass die kritische Masse öffentlicher Ladepunkte bei ca. 0,5 bis 1 pro 100 Einwohner in einer Stadt liegt. Gerade für die Hochlaufphase in Richtung Massenmarkt ist die "gefühlte" Sicherheit zum Abbau der Reichweitenangst und auch die Sichtbarkeit von Ladepunkten im öffentlichen Raum ausschlaggebend.

Ein weiterer wichtiger Punkt für das regelmäßige Aufladen ist der Arbeitsplatz. Die BMW Group wird bis 2021 in den Parkhäusern ihrer deutschen Standorte über 4.100 Ladepunkte für Mitarbeiter installiert haben. Rund die Hälfte davon ist auch öffentlich zugänglich. Bei Ladevorgängen über Nacht oder während der Arbeitszeit ist die Ladeleistung übrigens nicht besonders wichtig, denn die Standzeiten sind ausreichend, um auch die größten Akkus wieder zu füllen. Das reduziert den Investitionsbedarf in die Ladeinfrastruktur und das Netz erheblich und stellt trotzdem keine Qualitätseinbuße für die Nutzer dar. Das Angebot für Flottenkunden leitet sich aus genau dem beschriebenen Ansatz ab und wird aktuell ausgerollt. Es umfasst dann auch das Laden von Dienstfahrzeugen zuhause, inkl. Installation von Hardware und Abrechnung der Kosten. Wiederum steht das Ziel an erster Stelle, die möglichen Hürden für die Kunden komplett aus dem Weg zu räumen und einen reibungsfreien Übergang zwischen allen Arten des Ladens zu schaffen. Das Gesamtkonzept aus Fuhrpark, Management und Laden bietet die BMW Group auch anderen großen Flottenbetreibern mittels Alphabet an, einem Hersteller unabhängigen Mobilitätsanbieter.

bmw vor windrädern
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Der Anreiz des Ladens liegt im Parkplatz.

Wie eingangs erwähnt, ist das Laden eines Elektrofahrzeugs das Äquivalent zum Tanken eines Verbrenners. Ein besonderes Vergnügen stellt beides nicht dar. Auf den zweiten Blick offenbart sich aber, dass mit jedem Laden eben doch ein Vorteil gegenüber einem Verbrenner entsteht - das ist der Parkplatz an der öffentlichen Ladesäule. Wenig überraschend führt der enorme Parkdruck in allen größeren Städten weltweit dazu, dass die Parkplatzsuche mehr und mehr Zeit kostet. Der Fahrer eines Plug-In-Hybrids oder vollelektrischen Fahrzeugs hat nun den Vorteil, dass insbesondere beim Laden im öffentlichen Raum die Parkplatzsuche deutlich reduziert wird oder ganz entfällt. Diesen funktionalen Vorteil sollte man auf keinen Fall unterschätzen, denn viele Studien haben bereits bewiesen, dass er ebenfalls eine starke Wirkung hat. Nervenschonend die Suche nach einem Stellplatz zu verkürzen, hat eben einen großen Wert! Aus diesem Grund setzt sich die BMW Group in den angesprochenen Projekten mit Städten auch für die Schaffung dieser Anreize ein. Und schafft damit einen Nutzen für die eigenen Kunden, sorgt aber auch für die Beschleunigung der Elektromobilität insgesamt. 

Auf der Langstrecke hingegen kommt es, im Gegensatz zum Laden über Nacht oder am Arbeitsplatz, auf die Geschwindigkeit des Ladevorgangs an. Um auch hier ein kundenfreundliches Angebot zu etablieren, hat die BMW Group sich bereits 2017 mit anderen Herstellern im Joint Venture IONITY zusammengeschlossen. Dieses Konsortium hat bis dato europaweit über 270 Ladeparks an den großen transnationalen Achsen errichtet, 54 weitere sind derzeit im Aufbau. Im Durchschnitt bietet jeder dieser Parks sechs Ladepunkte, an denen mit bis zu 350 kW geladen werden kann. Als Ziel sind 400 Parks gesetzt, die dann eine so hohe Dichte an Lademöglichkeiten bieten, dass auch lange Strecken mit einem Elektrofahrzeug quer durch Europa problemlos möglich sind. Alle genannten Ladeangebote im öffentlichen Raum sind über BMW Charging abgedeckt und machen mehr als eine Zugangs-Karte oder -App überflüssig. 

bmw pointa app
bmw cockpit

Anreize schaffen - BMW eDrive Zones, BMW Points und ChargeForward.

Neben den genannten Angeboten hat die BMW Group aber auch andere technische Projekte aufgesetzt, die als Pilot gestartet und mittlerweile in die Serie gegangen sind. BMW eDrive Zones wurde im März 2020 in die neuesten Plug-In-Hybride integriert und in den ersten Märkten ausgerollt. Der weitere Roll-Out läuft sukzessive. Die Verbindung zum Laden besteht darin, dass gerade Plug-In-Hybride im meist unverdienten Verdacht stehen, überwiegend nicht elektrisch, sondern im Verbrennermodus unterwegs zu sein. Dem begegnet BMW in seinen Fahrzeugen mit einer Mischung aus technischer Lösung und Anreizen. Im Navigationssystem sind definierte Umweltbereiche einer Stadt hinterlegt und werden in das Routing mit einbezogen. Bisher sind das über 80 europäische Städte. Das System stellt sicher, dass das Fahrzeug beim Einfahren in diesen Bereich automatisch in den elektrischen Modus schaltet und somit lokal emissionsfrei in der Stadt unterwegs ist. Der Fahrer muss sich um nichts weiter kümmern. Der positive CO2-Effekt wird durch einen erheblich reduzierten Verbrauch erreicht, Schadstoffbelastungen fallen weg. In Kombination mit einem weiteren Anreiz, den BMW Points, schafft die BMW Group ein System aus einfachen Faktoren, um Elektromobilität so angenehm wie möglich zu machen. Denn bei BMW Points wird dem PHEV-Nutzer der finanzielle Anreiz gesetzt, einen möglichst großen Anteil der Fahrten rein elektrisch zu machen. Je elektrisch zurückgelegtem Kilometer wird ein Punkt gutgeschrieben. In einer der definierten Umweltzonen verdoppelt sich die Anzahl sogar. Obwohl das System erst vor Kurzem verfügbar ist, zeigten sich die Kunden extrem offen und erzeugten eine hohe Nachfrage. Denn die Punkte können gegen kostenfreie Lademinuten eingetauscht werden. Kein anderer Hersteller bietet derzeit ähnliche Funktionen. Entwickelt und erprobt wurde das Konzept gemeinsam in einem Pilotprojekt mit der Stadt Rotterdam.

Ein weiteres Projekt im US-Bundesstaat Kalifornien endete im April dieses Jahres ebenfalls mit sehr positiven Ergebnissen. Gemeinsam mit dem lokalen Netzbetreiber PG&E untersuchte die BMW Group im Projekt ChargeForward die Möglichkeit, das Laden für Nutzer von elektrifizierten Fahrzeugen dann besonders günstig zu gestalten, wenn gerade viel erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Das waren vor allem Sonnen- und Windenergie, die tagsüber verfügbar ist. Das "normale" Nutzerverhalten wäre aber, abends beim abendlichen Nachhause kommen das Fahrzeug wieder aufzuladen. Eben dann, wenn die Sonne bereits untergegangen war. Hier wurde mit transparenten Informationen und einen finanziellen Anreiz gearbeitet. Dadurch gab es für die Projektteilnehmer einen Grund, ihr Verhalten bereitwillig anzupassen. Und genau das ist passiert: an Tagen mit diesen kleinen Kostenersparnissen, bspw. während der Earth Week 2019, kam es zu einer signifikanten Nachfrageverschiebung beim Laden hin zu den Tagesstunden. Für eine Skalierung der Elektromobilität im Massenmarkt ist das auch für den beteiligten Netzbetreiber PG&E äußerst relevant. Dort erhofft man sich, über diese Art der Anreize die Investitionskosten in das Netz reduzieren zu können. Und damit wäre dann beiden Seiten geholfen. Diese Ergebnisse zeigen, wie sich die Energie- und Mobilitätswende gegenseitig ergänzen und beschleunigen können. 

Die positiven Indikationen aus der Kundenakzeptanz für Anreize bei BMW Points oder ChargeForward lässt auf jeden Fall auf ein generelles Interesse der Kunden schließen. Genau aus diesem Grund wird die BMW Group auch weiterhin in diesen innovativen Themenfeldern engagiert sein. Sie stellen einen differenzierenden Faktor dar und bieten einen hohen Kundennutzen.

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