Kundenwünsche statt „One-Size-Fits-All-Lösung“: Oliver Zipse, CEO der BMW AG, spricht über die Strategie des Unternehmens und wie es mit dem Start der Neuen Klasse weitergeht.
Herr Zipse, Sie verfolgen seit Jahren aus Überzeugung einen breiten technologischen Ansatz…
Die Mobilität kennt keine „One-Size-Fits-All-Lösung“. Märkte, Kundenwünsche und Rahmenbedingungen entwickeln sich unterschiedlich. Das ist eine Tatsache, der wir als globales Unternehmen Rechnung tragen. Wir entwickeln alle Antriebstechnologien kontinuierlich weiter und erproben mit unserer Pilotflotte des BMW iX5 Hydrogen weltweit das Potenzial von Wasserstoff. Dieses Vorgehen wird auch im politischen und gesellschaftlichen Diskurs immer stärker gesehen und verstanden.
Das aktuellste Beispiel für diesen flexiblen Ansatz ist der neue BMW 5er…
Nach der Limousine stehen in diesem Jahr auch beim neuen BMW 5er Touring alle Optionen offen: Vollelektrisch, hoch-effiziente Diesel- und Benzinmotoren, Plug-in-Hybrid. Bei jeder Antriebsform haben wir eine hochmoderne, Technologie auf dem Markt. Niemand sonst hat ein Fahrzeug wie den vollelektrischen BMW i5 Touring mit über 500 Kilometern elektrische Reichweite im Angebot. Und natürlich denken wir auch an die Fans der Marke BMW M: Sie können sich dieses Jahr auf eine Neuauflage des M5 freuen – als Limousine und als Touring. Beide begeistern mit einem teilelektrifizierten Antrieb – hochemotional und leistungsstark.
Hochemotional war auch die BMW Group Jahreskonferenz 2024. Was war Ihr Highlight?
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: Zwei Visionsfahrzeuge auf der Bühne unserer Jahreskonferenz in der BMW Welt. Für mich persönlich war das ein besonderer Moment. Zum einen, weil beide Fahrzeuge in ganz ähnlicher Form sehr bald auf den Markt kommen werden. Zum anderen, weil sie das ganze Potenzial unserer Neuen Klasse aufzeigen. Die Bandbreite reicht vom sportlichen Sedan bis zum X-Modell. Dazwischen ist noch viel Raum für alles, was die Marke BMW in Zukunft ausmacht.
Timing ist Ihnen enorm wichtig. Das gilt auch für das Megaprojekt Neue Klasse…
Timing entscheidet über den Erfolg von Innovationen und Unternehmen. Wir steuern den Hochlauf der E-Mobilität präzise entlang der Nachfrage in den Weltregionen. Ab 2025 bringen wir die Neue Klasse. Nach dem Startschuss geht es direkt in hoher Taktung weiter. Innerhalb von nur 24 Monaten bringen wir mindestens sechs neue Fahrzeugmodelle der Neuen Kasse auf die Straße. Das gab es in dieser Form noch nie.
Die Kundinnen und Kunden können sich auf viel Neues freuen…
Genau, und zwar unabhängig vom Antriebsstrang. Ich bin überzeugt: Wir haben derzeit das beste und vielfältigste Produkt- und Antriebsprogramm auf dem Markt. Und jedes Fahrzeug ist dank Over-the-Air- Upgrades digital immer auf dem neuesten Stand. Das zu beherrschen, ist genau die Kunst – und die beherrschen wir seit 2018. Wir antizipieren weit im Voraus, was unsere Kundinnen und Kunden in fünf bis zehn Jahren brauchen und sich wünschen. So stellen wir sicher, dass sie von uns das beste Gesamtpaket bekommen.
Sie nennen das Auto einen digitalen Begleiter…
Wir fokussieren uns auf Kundenwünsche und wie sie im Fahrzeug sinnvoll zu integrieren sind. Das gilt für Automatisierungs- und Assistenzsysteme und Bedienkonzepte sowie für digitale Serviceangebote. Wir bieten schon heute automatisiertes Fahren auf Level 3 im BMW 7er in Deutschland. Das heißt, man kann sich vorübergehend beim Fahren anderen Dingen widmen. Das Auto regelt Geschwindigkeit, Abstand und Spurführung von allein. Darüber hinaus digitalisieren wir konsequent die Schnittstellen zu unseren Kundinnen und Kunden. Und nicht zu vergessen: Auch im Unternehmen beschleunigt die Digitalisierung massiv unsere Prozesse, schafft Transparenz, erhöht die Qualität und unterstützt die Entscheidungsfindung.
Auch die E-Mobilität steht und fällt mit Technologie, also den Hochvoltspeichern…
Die Batteriezelle ist für zentrale Eigenschaften von E-Fahrzeugen verantwortlich: Reichweite, Fahrleistung und Ladezeit sind nur drei der wichtigsten Parameter. Wir setzen sowohl bei der Grundlagenforschung als auch bei der Entwicklung industrialisierter Fertigungsprozesse von Hochvoltspeichern auf eigenes Know-how. Dafür haben wir mit dem „Kompetenzzentrum Batteriezelle“ in München und dem „Kompetenzzentrum für Batteriezellfertigung“ im bayerischen Parsdorf die Grundlagen geschaffen, um die Wertschöpfungsprozesse der Zellfertigung vollständig darzustellen.
Unternehmen sind immer auch Teil der Gesellschaft…
Als Global Player müssen wir einen nachweisbar positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leisten. Das geht weit über unser eigenes Geschäftsmodell und die damit verbundenen Anforderungen hinaus. In Südafrika haben wir 1973 unser erstes Werk außerhalb Deutschlands gebaut. Seit über 50 Jahren sind wir dort in Rosslyn ein bedeutender und hochgeschätzter Arbeitgeber, der sich für die lokale Community engagiert. Dieses Mindset leben wir an all unseren Standorten weltweit.