Dr. Markus Schramm
E-Mobilität 17.06.2020 4 Min.
AUTONOMES FAHREN, VERNETZUNG UND E-MODELLE BEI BMW MOTORRAD.

Im Gespräch mit Forbes.com spricht Dr. Markus Schramm, Leiter BMW Motorrad, über die Zukunft der Marke, die Rolle von Elektromobilität auf zwei Rädern und erklärt, warum sich Technologien für autonomes Fahren und Fahrspaß nicht ausschließen.

Autonom sein

ConnectedRide: Safety is everyone's business.

“Wir werden die Technologien des autonomen Fahrens nicht nur dazu einsetzen, die Sicherheit zu erhöhen, sondern auch um den Fahrspaß auf eine neue Ebene zu heben.”

BMW ist Pionier bei Innovationen in der Technologie des autonomen Fahrens mit Konzepten wie Selfbalancing, Selbstparken und ähnlichen Features. Alle sehr gut geeignet für Autos. Aber sind solche Features auch des Rätsels Lösung in der Motorradbranche, in der es um die Motor-Muscle Connection geht? “Motorräder werden nie selbstständig fahren, denn das macht keinen Sinn. Allerdings wird in der künftigen Welt der autonomen Fahrzeuge die Vernetzung in allen Motorradsegmenten absolut notwendig sein,” sagte Dr. Schramm, Leiter BMW Motorrad. “Das wird die Sicherheit erhöhen und dafür sorgen, dass das Motorradfahren zukunftsfähig bleibt.”

Diese Idee des sicheren und reibungslosen Funktionierens in zukünftig vernetzten und autonomen Umgebungen hat BMW dazu gebracht, zusammen mit Honda und Yamaha das Connected Motorbike Consortium (CMC) zu gründen. Einer der stärksten Beweggründe dafür war, die Sicherheit durch den Einsatz vernetzter Technologien voranzutreiben – ob bei der Kollisionsvermeidung oder der Warnung der Fahrer vor Gefahrensituationen. Aber für uns bei BMW Motorrad geht es auch darum, Spaß zu haben – in Sicherheit. “Wir werden die Technologien des autonomen Fahrens ganz konkret einsetzen”, erläuterte Dr. Schramm. „Unsere Aufgabe ist es, einerseits die Sicherheitsstandards zu erhöhen und andererseits den Fahrspaß auf eine neue Ebene zu heben.”

In Verbindung bleiben

IN THE SPOTLIGHT: BMW Motorrad Connectivity.

“Das Ziel unserer intelligent vernetzten Motorräder ist, das Motorradfahren erlebnisorientierter, komfortabler und sicherer zu machen.”

Vernetzungstechnologien haben bei PKW und Nutzfahrzeugen explosionsartig zugenommen; sie ermöglichen ungeahnte neue Dienste, vollkommen neue Wege der Interaktion mit dem Kunden, ganz individuelle Erlebnisse und lukrative Einnahmequellen. Aber wie lassen sie sich bei Zweirädern umsetzen?

“Connectivity, Fahrerassistenzsysteme und digitale Dienste gewinnen im Motorradbereich zunehmend an Bedeutung”, sagte Dr. Schramm. “Features wie der Notruf (e-Call) oder unsere anderen Connectivity-Angebote sind bereits heute ein fester Bestandteil vieler BMW Modelle. Das grundlegende Ziel ist, die intelligente e-Call-Funktion so vielen Kunden wie möglich zu bieten.

Klar ist, dass dieses Ziel bei Kunden Anklang findet. So entscheiden sich mittlerweile etwa 80 % der Kunden in Deutschland beim Motorradkauf für die e-Call-Funktion. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass diese hohe Rate zu einer Zeit realisiert wird, in der e-Call-Systeme in vielen Ländern für Autos gesetzlich vorgeschrieben sind, für Zweiräder dagegen nicht. Das erklärt vielleicht auch, warum BMW Motorrad derzeit der einzige Motorradhersteller ist, der ein e-call-System ab Werk anbietet.

Allerdings ist die Sicherheit, wie der intelligente Notruf sie bietet, nur ein Aspekt der Connectivity. “Das Unternehmen weitet seine Palette an intelligent vernetzten Motorrädern aus. Dabei ist es unser Ziel, Motorradfahren nicht nur sicherer, sondern auch erlebnisorientierter und komfortabler zu machen”, fügte Dr. Schramm hinzu. „Den typischen Motorradkunden im Blick legt die Connected App von BMW Motorrad den Fokus darauf, das Erlebnis beim Motorradfahren zu erhöhen. Dazu gehören auch die Optimierung der Routenplanung, das Anzeigen der Navigationsinformationen direkt im TFT-Display, das Aufzeichnen der Streckenführung und der Performance-Statistiken, wie Schräglagenwinkel, Beschleunigungs- und Verzögerungskräfte oder Höhenprofile.”

Vernetzte Helme sind ebenfalls ein wichtiges Thema in der Branche, das stetig an Bedeutung gewinnt. Die Vernetzung des Fahrers mit dem Motorrad über den Helm gehört bei vielen derzeitigen Modellen von BMW Motorrad zur Standardausführung. Und vielleicht ist auch die Tatsache, dass BMW im Jahr 2019 bereits 17.000 Kommunikationssysteme für Helme an Kunden geliefert hat, ein Zeichen dafür, welche wichtige Rolle vernetzte Helme spielen werden.

Elektrisch fahren

Electrical awakening of the boxer engine - the Vision DC Roadster

“Elektromobilität auf zwei Rädern wird von großer Bedeutung für die Zukunft des Motorradfahrens sein … es muss wirklich Spaß machen und ein Abenteuer sein.”

Mit dem C evolution hat BMW Motorrad seine Vorreiterrolle im Bereich Elektromobilität markiert. Seitdem macht das Unternehmen kontinuierlich Fortschritte. Eine Konzeptstudie für den stark wachsenden Sektor der urbanen Mobilität wird gerade erstellt. Und mit dem Vision DC Roadster wurde bereits ein e-Power Roadster einzigartig umgesetzt.

“Für mich ist es ziemlich klar: Elektromobilität wird von großer Bedeutung für die Zukunft des Motorradfahrens sein. Wir haben eine Reihe von neuen Produkten geplant, bei denen der Fokus auf dem elektrischen Antrieb liegt, vor allem im Bereich der urbanen Mobilität,” merkte Dr. Schramm an. “Und dabei denke ich nicht nur an die klassischen Scooter, sondern auch an alternative, moderne und emotionale Produkte. Elektromobilität auf zwei Rädern muss wirklich Spaß machen und ein Abenteuer sein und BMW setzt alles daran, die entsprechenden Produkte zu entwickeln.”

BMW Motorrad plant für die nahe Zukunft eine Reihe neuer, vollelektrischer Produkte. Ursprünglich lag der Fokus auf Elektromobilitätslösungen für den urbanen Raum, nun will das Unternehmen auch andere Segmente in den Blick nehmen. “Dabei ist es unser Anspruch, eine führende Rolle in der Motorradbranche zu spielen, nicht nur beim Thema Reichweite, sondern auch bei den Themen Batterieladezeit und Design. Unser Vision DC Roadster zeigt, wie wir uns emotionale, inspirierende und authentische E-Mobilität im Motorradbereich vorstellen.”

Sharing voranbringen

“Die größte Herausforderung im Bereich Sharing ist, dass Menschen mit dem Eigentum anderer nicht immer so behutsam umgehen wie mit ihrem eigenen Eigentum.”

Abgesehen von einer kürzlich eingegangenen Partnerschaft mit eCooltra in Barcelona hatte BMW Motorrad den Bereich Sharing bisher nicht besonders stark im Fokus. Da beim Motorrad-Sharing und bei anderen Mobilitätslösungen für die letzte Meile in der Post-Corona-Ära Wachstum erwartet wird, stellt sich die Frage, ob und, wenn ja, welche Pläne das Unternehmen hat, um in diesem Sektor seine Präsenz auszuweiten.

„Wenn es ums Teilen geht, gehen wir als Gesellschaft mit dem Eigentum anderer nicht so behutsam um wie mit unserem eigenen Eigentum. Das ist die größte Herausforderung in diesem Bereich”, bemerkte Dr. Schramm. “Trotzdem ist BMW Motorrad der Vision der BMW Group verpflichtet, zu einem kundenorientierten Mobilitätsunternehmen zu werden. Diese beiden verschiedenen Gedankengänge führen wir in unserem Motorrad-Mietservice “Rent a Ride” zusammen, der Menschen die Gelegenheit gibt, in vielen Ländern fast jedes BMW Motorrad zu fahren.”

Kunden gewinnen

„Das Motto ‘Make Life a Ride’ beschränkt sich nicht auf ein einzelnes Produkt, sondern stellt Menschen und Emotionen stark in den Fokus.”

Letztendlich geht es natürlich immer um den Kunden. “Das übergeordnete Ziel unserer Markenführung – Make Life a Ride – ist es, neue Kunden, unabhängig von ihrem Alter, anzuziehen und Begeisterung für das Motorradfahren zu wecken,” betonte Dr. Schramm. “ Es geht nicht nur darum, echte Biker anzusprechen, genauso wichtig sind Menschen, die derzeit kein Motorrad fahren, es aber eines Tages vielleicht tun werden. Das Motto ‘Make Life a Ride’ beschränkt sich nicht auf ein einzelnes Produkt, sondern stellt Menschen und Emotionen stark in den Fokus.”

Dieser Text wurde angepasst und ursprünglich auf forbes.com am 29. Mai 2020 veröffentlicht.

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